Reisebericht Madeira 6 (Blumeninsel im Atlantik)



Hinweis: da der Reisebericht recht lang geworden ist, wurde er in Unterkapitel aufgeteilt, die direkt angesprungen werden können!
Kapitel 1: Entscheidungsfindung, Anreise, Hotelanlage
Kapitel 2: Motorrad, Fahrt nach Funchal, Machico, Porto da Cruz
Kapitel 3: Fahrt nach Monte, Korbschlitten, Jardim Tropical
Kapitel 4: Fahrt nach Calheta über Ribeira Brava und Ponta do Sol
Kapitel 5: Camacha, Faial, Santana, Sao Jorge
Kapitel 6: Funchal
Kapitel 7: Canico de B., Ribeira Brava, Camara de L., Ponta do Garajau
Kapitel 8: Sao Vicente, Seixal, Ribeira da Janela, Porto Moniz (Norden)
Kapitel 9: Santa Cruz, Abreise


Kapitel 6

Fr., 25.11.11

Kaum hatten wir morgens die Augen geöffnet, empfing uns herrlicher warmer Sonnenschein und der tolle Blick von unserem Balkon. So ließ es sich aushalten. In Deutschland war es jetzt nur fünf Grad und regnerisch. Das Frühstück konnten wir noch ohne Baulärm genießen, denn „komischerweise“ wurde ab heute mit dem Beginn der Bauarbeiten am Haupthaus bis 10:00 Uhr gewartet.
Heute sollte das Auto mal stehenbleiben. Wir wollten den Bus nach Funchal nehmen, um der nervigen Parkplatzsuche und dem Einbahnstraßensystem in der Hauptstadt aus dem Weg zu gehen. Für Eilige stand der Express-Bus über die Autobahn von Canico de Baixo nach Funchal zur Verfügung. Wie entschieden uns aber für die „normale“ langsamere Route die Küstenorte entlang. Schaut Euch doch mal unser Video von der Fahrt auf unserem Youtube-Kanal an: keine Tunnel und ein traumhafter Blick über die Küste und das Meer. Und das alles für 1,75€ pro Person. Desweiteren hatten wir auf den öfter gelesenen Tipp gehört und feste Schuhe mit guter Sohle für unserer Stadtbesichtigung gewählt, denn viele Fußwege sollten mit Mosaikbelag aus kleinen Basaltsteinen oder Strandkieseln versehen sein, was bei längeren Märschen zu Fußsohlenqualen führen könnte.
Unsere Funchal, MadeiraEndstation war der Busbahnhof direkt an der Hafenpromenade neben der Talstation der Gondelbahn nach Monte. Von hier aus konnte man geradewegs zum Bummeln in die Altstadt aufbrechen. Wir schlenderten parallel zur Promenade in östlicher Richtung durch eine nette schmale Gasse mit bunten Häuserfassaden und schön bemalten Eingangstüren. Jede Tür war verziert durch ein anderes Motiv. Schließlich konnten wir sogar einen Künstler bei seiner Arbeit beobachten. Ein freundlicher Kellner des gegenüber liegenden Restaurants erklärte uns sogleich auf Englisch den Grund für die vielen bemalten Türen: die Stadt Funchal hatte mit Kunststudenten ein Projekt Funchal, Madeirazur Verschönerung der Altstadt ins Leben gerufen. Eine prima Idee. Die Altstadt wirkte in diesem Bereich optisch gepflegt und fröhlich. Alle paar Meter hatte man zudem die Möglichkeit, in eines der vielen kleinen Restaurants mit Außenbestuhlung einzukehren, um die Atmosphäre in Ruhe auf sich wirken zu lassen. Leider waren die davor „lauernden“ Werber, die einen zum Platznehmen überreden wollten, nach dem 10. Restaurant schon ziemlich nervig. Schließlich erreichten wir das Fortaleza Sao Tiago, eine alte Festung, die früher mal Funchal vor Piratenübergriffen schützen sollte. Heute befand sich ein Kunst- und ein Militärmuseum im Inneren. Wir erstiegen die gelbgetünchten Festungsmauern. Von hier aus bot sich in aller Ruhe ein toller Blick auf den Hafen mit den KreuzfahrtMarkthalle in Funchal, Madeiraschiffen und die ganze quirlige Stadt. Ein herrliches Panorama und zusätzlich wurde die Urlaubsstimmung abgerundet durch das tolle Wetter: 23 Grad bei herrlichstem Sonnenschein.
Das nächste Ziel auf unserer Entdeckungstour war die Markthalle, die Mercado dos Lavradores (übersetzt: Bauernmarkt), an der wir bereits mit dem Bus vorbei gekommen waren. Um sie zu erreichen, mussten wir zu der vierspurigen Einfallsstraße, die zur Autobahn führte, zurück. Direkt vor dem Eingang boten Blumenverkäuferinnen in Trachten ihre frische Ware an, in der Halle herrschte reges Treiben zwischen den vielen Ständen mit tropischen und subtropischen Obst- und Gemüsesorten. Eine tolle Atmosphäre herrschte hier, auf jeden Fall einen Besuch wert. Und man konnte auch alles vor dem Kauf probieren, auch die Früchte, die wir noch nie gesehen hatten, geschweige denn ihren Namen kannten. Das Ganze spielte sich auf zwei Etagen ab (s. auch unser Video). Im hinteren Teil der Halle war der Fischmarkt angesiedelt. Das konnte man auch riechen ;-). Da wir aber noch nie zu den Frühaufstehern zählten, konnten wir nur noch die Aufräumarbeiten und die letzten Fischreste begutachten. Dazu zählte auch der auf Madeira so beliebte „Espada“ (Degenfisch aus der Tiefsee), der so schmackhaft aber total hässlich sein sollte. Ok, Kathedrale in Funchal, Madeirahässlich war er.
Weiter gings auf der anderen Seite der vierspurigen Einfallstraße in Richtung Funchal Zentrum und „Kathedrale Sé“ (Bedeutung: Bischofssitz) bzw. Bank von Portugal. Vor der Kathedrale versammelten sich zu der Zeit gerade bestimmt 200 Menschen, alle in festlicher Garderobe. Sollte gleich ein Gottesdienst stattfinden? Da sich aber auf der fußläufigen Allee, die von der „Banco do Portugal“ auf die Kathedrale zuführte, mit der Zeit eine Art Spalier aus Menschen bildete, kam uns das alles etwas rätselhaft vor. Plötzlich ruhte auch der auf der parallel verlaufenden Straße fließende Verkehr und eine lange Kolonne von Jugendlichen in schwarzen Anzügen und Kleidern näherte sich der Kirche. Insgesamt machte alles einen sehr festlichen Eindruck. Wir waren zwar nicht genau dahinter gekommen,Funchal, Madeira um was es hier ging, aber wir vermuteten eine Art Abschlussfeier von Abiturienten. Während wir so auf einer der Bänke saßen und dem Treiben zuschauten, war meine Frau ganz verzückt von den „tollen“ hochhackigen Schuhen, die die Mädels trugen. Ich fand die kurzen Kleidchen auch nicht schlecht ;-).
Ok, weiter über den Boulevard parallel zur Avenida Arriaga, vorbei an der Bank von Portugal, Richtung Park Sao Francisco. Vor dem Café do Teatro spielten drei Musikanten für die Gäste, die es sich an den zahlreichen Tischen bequem gemacht hatten. Leider war für uns hier kein Tisch mehr frei. Am Eingang zum Park kamen wir an einem netten Springbrunnen mit Ententeich vorbei, in dem ein sehr beliebtes Fotomotiv stand, die zwei „fröhlichen Steinknaben“. Der Park selbst war ein absoluter Ruhepol in der sonst quirligen Hauptstadt Funchal. In der Nähe eines kleinen Amphitheaters fanden wir schließlich, umgeben von Pagodenbäume, eine Restauration, wo wir uns einen kleinen Snack zu recht günstigen Preisen bestellten.
Nach einer Weile machten wir uns frisch gestärkt wieder auf den Weg, das Zentrum weiter zu erkunden. Insgesamt stellte es sich sehr abwechslungsreich dar: schmale Gässchen, Einkaufszentren mitten in Häuserblöcken (mal mit Ramsch, mal sehr modern), zahlreiche Geschäfte mit einem Angebot von Kleinkram über Lebensmittel bis zu modischen Artikeln, nett Funchal, Madeiragestaltete Plätze und Restaurants. Größtenteils waren die Häuser aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts, aber sehr gut erhalten. Fast alle fußläufigen Bereiche und Plätze zierten Mosaiken mit verschiedenen schwarzweißen Mustern. So auch auf dem Platz vor dem Rathaus, dem Praca do Municipio. Laut Reiseführer sollte der Bodenbelag durch die geschwungene Form dreidimensional wirken. Uns blieb dies aber irgendwie verborgen. Schließlich erreichten wir wieder den Busbahnhof in der Nähe der Hafenpromenade. Da wir vor der Rückfahrt noch Zeit hatten, machten wir es uns vor dem „Grand Cafe Columbus“ direkt neben der Seilbahnstation gemütlich und genossen den nahenden Sonnenuntergang bei einem guten Glas Rotwein. Ein Kellner verzierte derweil mit viel Liebe einen angestrahlten alten Baumstumpf mit einer großen Auswahl an Muster-Cocktails.
Ein letzter Blick noch von der Uferpromenade auf das mittlerweile beleuchtete Funchal und den Hafen, aus dem gerade ein großes Kreuzfahrtschiff in Richtung offenes Meer aufbrach, und dann bestiegen wir den Bus zurück nach Canico de Baixo. Als Fazit konnten wir nur sagen, dass sich der Besuch von Funchal sehr gelohnt hatte. Die Hauptstadt war sehr abwechslungsreich, gepflegt, verfügte über schöne Plätze und Parks, alte Gebäude und eine urige Altstadt. Für botanisch Interessierte sollte noch ein Besuch des Botanischen Gartens mit Papageienpark und Orchideengarten auf dem Programm stehen. Wir haben keinen Ausflug dorthin gemacht, da wir bereits in Monte den Botanischen Garten besichtigt hatten. Aber scheinbar wären im Botanischen Garten von Funchal mehr blühende Blumen zu sehen gewesen. Auf eine Anfahrt der Hauptstadt mit dem Auto sollte man möglichst verzichten, da sich die Fahr- und Parksituation teilweise recht kaotisch darstellte.